Die Schwächen der Künstlichen Intelligenz (KI)

Die Datenverabeitungs-Methode der Neuronalen Netze – allgemein und fälschlicherweise als KI, also als «Künstliche Intelligenz» bezeichnet – ist erstaunlich leistungsfähig, wenn sie richtig eingesetzt wird.

Manche fürchten sie und schreiben ihr einen eigenen Willen zu. Denn die KI eignet sich perfekt, um bei dafür empfänglichen Menschen Ängste vor einer mächtigen und undurchschaubaren Intelligenz auszulösen. Diese Ängste werden von der Unterhaltungsindustrie seit vielen Jahren bedient, um uns einen grusligen Kitzel zu verschaffen.

In der Realität sehen die Gefahren allerdings ganz anders aus. Die Neuronalen Netze (NN) sind mächtig, leiden aber unter bemerkenswerten Schwächen. Diese Schwächen sind für Laien nicht auf den ersten Blick erkennbar. Die IT-Experten kennen sie, doch wir müssen nicht erwarten, dass diejenigen, die mit KI Geld verdienen, viel Zeit verlieren, uns die Probleme im Detail zu erklären.

Ein Blick auf die Wirkweise der NN zeigt diese Schwächen klar. Er zeigt, wie die Resultate der NN zustande kommen, nämlich über eine riesige Datensammlung von Musterbeispielen, dem Lernkorpus. Die NN werten diesen Datenkorpus raffiniert aus – doch so raffiniert die Auswertung auch ist, die NN finden nur, was bereits im Korpus steckt. Alles was nicht drin steckt, wird nicht erkannt. Die NN ist somit völlig abhängig vom Korpus.


Das führt zu folgenden Schwächen:

Ineffizienz: Die Ursache

Das Aufwand/Nutzen Verhältnis von KI-Lösungen ist extrem schlecht. Riesige Mengen an Rohdaten, d.h. an Musterbeispielen sind nötig, um daraus die einfachsten Schlüsse zu ziehen. Die Schlüsse werden statistisch gezogen, deshalb braucht jeder Schluss unzählige Musterbeispiele. Ein einziges Beispiel ist statistisch irrelevant, mehr sind besser und erst richtig viele sind wirklich verlässlich. Jeder Statistiker weiss das. Auch die KI-Betreiber wissen das. Deshalb sind sie auf riesige Datenmengen angewiesen. Das hat Konsequenzen.

Ineffizienz: Riesige Serverfarmen

Wissen erscheint uns immateriell und ein Gedanke braucht praktisch keine Energie. Für die KI ist das aber nicht der Fall. Im Gegenteil, um die riesigen für die NN nötigen Datenmengen zu speichern und zu verarbeiten sind auch riesige Serverfarmen nötig. Ihr Energieverbrauch ist wirklich sehr gross. Und auf diese Serverfarmen sind die Neuronalen Netze angewiesen, da sie erst mit richtig vielen Musterdaten in die Gänge kommen und unzählige  Rechenschritte nötig sind, um aus dem Wust von Daten statistische Schlüsse zu ziehen. Neuronale Netze sind deshalb erst dann verlässlich, wenn genügend Beispiele gesammelt und durchgerechnet sind. Dazu stellen die Internetgiganten riesige Serverfarmen auf. Der Energiebedarf der KI wird schnell übersehen.

Ineffizienz: Abnehmender Grenznutzen

Die Resultate der NN sind um so verlässlicher, je kleiner die Zahl der möglichen Outcomes ist. Sobald mehr unterschiedliche Resultate möglich sind, steigt der Bedarf an Musterdaten und an Rechenzeit. Die Steigung ist nicht linear. Wenn die KI nur zwischen zwei Ergebnissen (z.B. männlich/weiblich) unterscheiden will, braucht sie relativ wenige Muster. Um vier Zustände zu unterscheiden, braucht sie aber nicht doppelt so viel, sondern ein Vielfaches mehr. Der Korpusbedarf steigt mit der Zahl der jeweils möglichen Ergebnissen (Outcomes) nicht linear, sondern exponentiell.

Ineffizienz: Nur Grosse können mithalten

Beim dem grossen Daten- und Rechenbedarf der KI ist klar, dass einzelne Forscher das gar nicht stemmen können. Auch kleinere Unternehmen können das nicht. Erst die richtig die Grossen wie Meta, Amazon, Alibaba usw. können hier mitspielen.

Selektionsbias: Unvermeidlich

Die Daten im Korpus entscheiden über die Antworten der KI. Deshalb spielt es eine grosse Rolle, welche Daten gesammelt werden. Das führte in der Vergangenheit zu Ergebnissen, die für die KI-Ersteller so unerwartet wie unwillkommen waren. So hat ein Versuch von Microsoft dazu geführt. dass der Chatbot Naziparolen ausgab, einfach weil unvorsichtigerweise Nazitexte in den Korpus eingeflossen sind. Auch ein Versuch in China soll fehlgelaufen sein, der Bot soll durch falsche Fütterung dazu gebracht worden sein, die kommunistische Partei zu kritisieren. Beides war wohl nicht im Sinn der Betreiber. Doch weil der KI-Mechanismus sich an den Korpus halten muss (das ist das Prinzip), kann er gar nicht anders als die Aussagen des für seine Programmierung gewählten Korpus zu verwenden.

Intransparenz: Korrekturen sind sehr aufwendig

Die Schlüsse der KI erfolgen auf raffinierte Weise aus den Rohdaten. Das kann sehr gut funktionieren, doch wenn es zu Fehlern kommt (siehe oben), ist das Fehlverhalten kaum zu korrigieren. Dies liegt in der Intransparenz des Prinzips, mit dem Neuronale Netze funktionieren. Ganz viele Einzeldaten führen auf statistische Weise zum jeweiligen Schluss, sodass am Ende nicht mehr zu eruieren ist, welcher/welche Datensätze genau verantwortlich sind für das jeweilige Resultat. Korrekturen von offensichtlichen Fehlschlüssen sind deshalb aufwendig und unsicher und können ihrerseits zu weiteren Fehlern führen.

Lücken: Der schwarze Schwan

Das ist die entscheidende Lücke der Neuronalen Netze. Die NN benützen nicht nur die Daten im Lernkorpus für ihre Schlüsse, vielmehr stellen diese Daten für die NN die gesamte Welt dar. Was nicht im Korpus ist, wird nicht erkannt. Und wenn der schwarze Schwan es trotzdem in den Korpus geschafft hat, wird er von der grossen Überzahl weisser Schwäne als statischer Ausreisser automatisch ausgeblendet.

Verflachung: Reduce to the mean

Was häufig ist, ist häufig. Doch es gibt immer auch Ausnahmen und oft sind es gerade die Ausnahmen, auf die es ankommt. Wenn z.B. ein Radioprogramm sich statistisch am Musikgeschmack der Mehrheit orientiert, werden interessante Musikstücke nicht gespielt. Das mag im Interesse des Radioprogramms liegen, das damit seine Reichweite verbessert. Die Intelligenz der KI hilft dem Radiosender, doch wenn das alle Radiosender machen, verflacht die Musik.

Das gleiche gilt für Texte und Bestrebungen in der Forschung. Wirklich Neues wird so nicht gefunden. Die KI hilft zwar, bewährtes Wissen und bewährte Techniken abzusichern, doch wirklich Neues liegt ihr fern.


Was steckt hinter der KI? 

Hinter der KI steckt eine bestimmte Technik der Informationsverarbeitung, die mit Neuronalen Netze operiert.
Neuronale Netze funktionieren
– rein statistisch
– mit Hilfe einer riesigen Datensammlung

Es lohnt sich, die Grundzüge der Wirkweise dieser Methode zu kennen, um KI einordnen zu können. Eine gut verständliche Übersicht finden Sie hier:

«Wie die künstliche Intelligenz zu ihrer Intelligenz kommt»

Das Buch richtet sich an alle, die in ihrem Alltag mit KI zu tun haben und wissen wollen, was da eigentlich passiert.


Weitere Beiträge zum Thema KI finden Sie über die Übersichtsseite Künstliche Intelligenz.


 

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