Drei Beobachtungen zur Künstlichen Intelligenz / 2

Die Möglichkeiten der neuronalen Netze sind beschränkt

Der unbezweifelbare Erfolg der neuronalen Netze lässt ihre Schwächen in den Hintergrund treten. Als korpusbasierte Systeme sind neuronale Netze völlig von der vorgängig erfolgten Datensammlung, dem Korpus abhängig. Prinzipiell kann nur die Information, die auch im Korpus steckt,  vom neuronalen Netz überhaupt gesehen werden. Zudem muss der Korpus bewertet werden, was durch menschliche Experten erfolgt.

Was nicht im Korpus steckt, befindet sich ausserhalb des Horizonts des neuronalen Netzes. Fehler im Korpus oder in seiner Bewertung führen zu Fehlern im neuronalen Netz:

Intransparenz

Welche Datensätze im Korpus zu welchen Schlüssen im neuronalen Netz führen, lässt sich im Nachhinein nicht rekonstruieren. Somit können Fehler im neuronalen Netz nur mit beträchtlichem Aufwand korrigiert werden. Andererseits ist es auch nicht nötig, die Schlussfolgerungen wirklich zu verstehen. So kann ein neuronales Netz ein Lächeln auf einem fotografierten Gesicht sehr gut  erkennen, obwohl wir nicht bewusst angeben können, welche Pixelkombinationen nun genau für das Lächeln verantwortlich sind.

Kleiner Differenzierungsgrad

Wie viele Ergebnismöglichkeiten (Outcomes) kann ein neuronales Netz unterscheiden? Jedes mögliche Ergebnis muss in der Lernphase einzeln geschult und abgegrenzt werden. Dafür müssen genügend Fälle im Korpus vorhanden sein. Der Aufwand bezüglich Korpusgrösse steigt dabei nicht proportional, sondern exponentiell. Dies führt dazu, dass Fragen mit wenig Ergebnismöglichkeiten von neuronalen Netzen sehr gut, solche mit vielen unterschiedlichen Antworten nur mit überproportionalem Aufwand gelöst werden können.

Am besten eignen sich deshalb binäre Antworten, z. B. Ist der Twittertext von einer Frau oder einem Mann geschrieben? Zuweisungen mit vielen Outcome-Möglichkeiten hingegen eignen sich schlecht.

(Fortsetzung folgt)


Dies ist Teil 2 aus dem Nachwort des Buches ‹Wie die künstliche Intelligenz zur Intelligenz kommt›.  –> zum Buch


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