Die Frage erscheint Ihnen vermutlich banal. Schliesslich weiss jedermann, was ein Bit ist, nämlich die Möglichkeit einmal aus zwei Zuständen auszuwählen.
Wo ist das Problem?
Ich möchte zu bedenken geben, dass die Frage nach der Information im Bit damit noch nicht beantwortet ist. Welche Information in einem Bit enthalten ist, hat nämlich auch mit der Frage zu tun, welche zwei Zustände überhaupt zur Auswahl stehen. Klassische Beispiele sind:
– 0 und 1
– Wahr und Falsch
– Positiv und Negativ
– Ein und Aus
Selbstverständlich erschöpft sich die Auswahl dadurch nicht. Auch männlich/weiblich, innen/aussen, gut/schlecht oder beliebige andere binäre Paare können in einem Bit stecken, genauso wie ihre jeweiligen Umkehrungen, also neben 0/1 genauso auch 1/0.
Woher weiss das Bit, welche beiden Zustände es anbietet?
Vielleicht denken Sie, dass dies einfach eine Sache im Bit sei. Das eine Bit enthält 0/1 als Paar und das andere Bit Wahr/Falsch. Die beiden Zustände wären somit natürliche Eigenschaften der jeweiligen individuellen Bits. Das trifft jedoch nicht zu, denn der Hersteller eines Chips hat die Bits des Chips nicht mit individuellen Eigenschaften versehen. Technisch gesehen sind die Bits alle genau gleich, ihre Simplizität und Neutralität macht ja gerade den Charme der binären Technologien aus.
Erst wenn im Computer ein Programm abläuft, werden den neutralen Bits individuelle Wertpaare wie 0/1, Wahr/Falsch usw. zugeordnet. Der Charakter, d.h. die eigentliche Bedeutung der beiden Zustände, wird erst durch das Programm in das Bit hineingelegt.
Das ist natürlich praktisch, weil so je nach Programm dem gleichen Bit im Chip eine immer wieder neue Bedeutung gegeben werden kann. Allerdings müssen wir jetzt zugeben, dass die Bedeutung nicht mehr im Bit steckt, sondern im aufrufenden Programm, mithin in ganz anderen Bits, nämlich denen des Programms.
Woher aber haben diese Bits wiederum ihre Bedeutung? Bei denen verhält es sich natürlich genau gleich, auch ihnen werden erst von aussen konkrete Wertepaare zugeordnet. Es geht also immer weiter nach aussen, und immer kann die Bedeutung des Wertepaares eines Bits nur mit weiteren Bits von aussen geschrieben werden – mit anderen Worten: Es handelt sich einen unendlichen Regress, jedes Bit, das ein anderes erklärt, muss erneut erklärt werden.
Wo ist das Ende der Kette?
Die Suche nach den Bits, mit denen man die anderen Bits erklären kann, findet somit nie ein Ende. Das ist die Natur eines unendlichen Regresses. Doch wir haben trotzdem eine Chance, das Ende des Regresses zu finden. Die Suche ist nämlich nur solange hoffnungslos, wie wir innerhalb des Computers bleiben. Als Mensch jedoch können Sie über den Computer hinausdenken. Das Programm ist ja zu einem bestimmten Zweck geschrieben worden und Menschen, Programmierer und Anwender, legen fest, welche Bedeutungen die Bits jeweils haben sollen. Die Bedeutung, und damit die konkreten individuellen Wertpaare der Bits entstehen am Ende des Regresses – offline – als Abmachung in den Köpfen der Menschen.
Allerdings sind wir auf diese Weise aus der Welt der Bits herausgerutscht, und meine Behauptung ist, dass es anders nicht geht. Solange wir in der Welt der Bits bleiben, bleiben wir in einer zwar präzisen, doch völlig „unbedeutenden“ Welt. Diese erlangt ihre Bedeutung erst, wenn wir den einzelnen Bits von aussen eine Bedeutung geben. Das heisst, wir verbinden ein bestimmtes Bit mit einer Information, die uns als Menschen etwas sagt. So lässt sich der unendliche Regress auflösen.
Isoliert gesehen, sind die beiden Zustände des Bits vollständig neutral und lassen sich deshalb mit beliebigen Bedeutungen belegen. Technisch gesehen ist das genial. Doch dürfen wir uns dadurch nicht verleiten lassen, mit Bits allein bedeutungstragende Information generieren zu können. Es braucht immer ein Aussen, das den Bits die Bedeutung zuweist.
Wir haben somit zwei Arten von Information:
A) Das isolierte Bit:
Dieses sagt aus, welcher der beiden Zustände des Bits gewählt wird, ohne die Zustände selber zu beschreiben. Es handelt sich um das technische Bit der konventionellen Informationstheorie.
B) Die dem Bit zugedachte Bedeutung:
Diese Information sagt aus, worum es beim Bit geht, welche beiden Zustände es sind, die mit dem Bit gewählt werden können. Es handelt sich um die qualitative Information, die mit dem Bit ausgedrückt werden kann. Obwohl wir sie dem Bit selber zuordnen, verschwindet sie, sobald wir das Bit isoliert betrachten.
Die beiden Arten von Information sind von prinzipiell unterschiedlicher Natur. Trotz oder gerade wegen ihrer unterschiedlichen Natur gehören sie zusammen. Erst ihre Kombination macht eine sinnvolle, das heisst bedeutungstragende Information aus.
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